Die meisten Geschäftsanbahnungen werden in Spanien beim Essen vorgenommen.
Persönliches Kennenlernen beim Mittagessen vor der wirklichen Geschäftsanbahnung
Der spanische Geschäftsmann will seinen potentiellen Geschäftspartner persönlich kennen lernen.
Dafür bietet sich traditionell das zweistündige Mittagessen (14:00 h bis 16:00 h) an. Ein spanischer Mandat erklärte mir einmal, dass es für ihn die preiswerteste Alternative sei einen Geschäftsraum in optimaler Lage (d.h. in der Nähe des Kunden) zu „mieten“. Ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist.
Wenn man in Spanien geboren ist, denkt mal einfach, dass es so ganz normal ist. Es ist eine interessante Sichtweise, dass wir, die Spanier, dafür zwei Stunden Mittagspause machen, um neue Geschäfte anzufangen. Das liegt sicher an das Erbe unserer nicht nur römischen sondern auch arabischen Vergangenheit.
Ich muss auch sagen, dass ich mich in den 6 Jahren hier an die Geschäftsessen gewöhnt habe. Ob mit einem Kunden über ein Projekt geredet wird, sich der Verein zum Vorstandsessen trifft oder ein neuer Mitarbeiter gebrieft wird – Essen muss man sowieso und so hat man die Möglichkeit auch während der „Mittagspause“ etwas produktives zu erledigen. Abgesehen davon ist man beim Mittagessen weder durch Telefonate abgelenkt, noch muss man gleich wieder weg. Man kann sich also in Ruhe über alles unterhalten und dabei den anderen noch auf einer persönlichen Ebene kennenlernen.
Nervig ist es nur, wenn man ab drei schon wieder am Schreibtisch sitzt – dann kann man nämlich erstmal bis fünf warten bis die Geschäftspartner wieder zu erreichen sind..
Stimmt! Auf der anderen Seite habe ich gerade aber bewusst bei einem Termin darauf bestanden, dass dieser in einem Besprechungsraum stattfindet, da wichtigere Punkte in Restaurants aus Gründen der Vertraulichkeit und auch des „Geräuschpegels“ nicht immer einfach zu behandeln sind.
Ich gebe den vorherigen Kommentatoren völlig Recht wobei eine Zeitbegrenzung auf 2 Stunden manchmal nicht möglich ist.
Bei den guten alten spanischen Geschäftsleuten sind zwei Stunden für ein Mittagessen wirklich sehr knapp bemessen. Es kommen aber immer mehr junge international ausgebildete Spanier in die Chefetagen, die ähnlich wie die Angelsachsen ein ausgiebiges Mittagessen als Zeitverschwendung ansehen. Ich hoffe nur, dass die schöne spanische Esskultur deshalb eines Tages nicht ganz verloren geht.
Ich Stimme Hr. Linke zu. Im Versicherungsgewerbe ist die Chefetage noch weit weg von einer durchgreifende Modernisierung. Geschäfte werden hier für gewöhnlich am Esstisch getätigt.