Da ich in letzter Zeit häufiger Flugzeuge besteigen muss, wundert es mich zunehmens, das Fliegen früher einmal mit Glamour gleichgesetzt wurde. Die Schlangen und die Massenabfertigung erinnern eher an Viehtransporte als an das süße Leben des „Jetsets“.
Ferner tritt an keinem Ort der Welt die Klassengesellschaft derart unverblümt in Erscheinung wie hoch über den Wolken, und das auch noch auf engstem Raum. Während die Happy Few auf den vorderen paar Sitzen regelrechte Champagnerorgien feiern dürfen und jederzeit mit erlesenen Spezialitäten versorgt werden, kann man im rückwärtigen Flugzeugteil erfahren, was Ressourcenknappheit wirklich bedeutet, daher wahrscheinlich auch der Name „Economy“: es mangelt an allem, insbesondere an Platz sowie an menschenwürdiger Verpflegung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Passagiere neuerdings nicht einmal mehr unbegrenzt mit Alkoholika ruhiggestellt werden, die sie das Schicksal vergessen lassen, zum hintersten Teil der Gesellschaft zu gehören. Denn Sedativa wie Whisky, Cognac oder Gin sind bei vielen Airlines mittlerweile kostenpflichtig, was natürlich das Budget des krisengebeutelten Geschäftsmannes von heute weit übersteigt. Da grenzt es eigentlich an ein Wunder, dass es an Bord nicht regelmäßig zu Revolten kommt, zumal die Klassen nur durch einen dünnen Stoffvorhang voneinander getrennt sind, der während des Starts und der Landung sogar zur Seite gezogen werden muss. Wahrscheinlich herrscht in diesen Momenten nur deswegen generelle Anschnallpflicht, um einen Aufstand des einfachen Volks zu verhindern.
Wie ich aber bei einem Besuch der Hamburger Airbus Werke zusammen mit dem Vorstand der AHK Spanien erfahren durfte, scheint es jedoch einen Trend zurück zu mehr Komfort für alle zu geben. Mit dem neuen A 380 wollen Airlines das „Fliegen“ vollkommen neu erfinden: So soll man bald in Flugzeugen private Kabinen, Duschen, Bars, Fitnessstudios und sogar Casinos finden können.
Wenn es einmal soweit ist, dürfen sich Vielflieger wohl wieder glücklich schätzen.