Die „Gurken-Krise“ trifft die spanischen Bauern derzeit besonders hart. Sie können praktisch kein Gemüse mehr ins Ausland absetzen.
Auch innerhalb Spaniens ist die Nachfrage auf die Hälfte gesunken.
Die EU-Kommission hatte ihre Warnung vor spanischen Gurken am vergangenen Donnerstag ausgesprochen. Deutschland hatte die EU-Länder vor den Ursachen der Infektion offiziell gewarnt.
Besonders bitter ist nun, dass die spanischen Gurken gar nicht die Ursache des Ausbruchs von EHEC in Deutschland und anderen Mitgliedsstaaten zu sein scheinen. Das Bundesinstitutfür Risikobewertung (BfR) in Berlin hatte am 01.06.11 mitgeteilt, dass die Erreger auf den verdächtigten spanischen Gurken nicht mit dem für den derzeitigen Ausbruch verantwortlichen Keim-Typ übereinstimmten, woraufhin die EU-Kommission die europaweite Warnung vor spanischen Gurken aufhob.
Die negativen Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem Darmkeim EHEC verursachen Vermutungen des spanischen Verbandes der Obst- und Gemüseproduzenten und -exporteure zufolge einen Verlust von 200 Millionen Euro wöchentlich.
Forderungen nach Schadensersatz werden daher immer lauter und die spanischen Bauern bekommen hierfür auch Unterstützung von ihrer Regierung:
Spaniens Vizeregierungschef Alfredo Pérez Rubalcaba kündigte an, Spanien werde genau untersuchen, wie groß der Schaden sei, und rechtliche Schritte gegen die Hamburger Behörden prüfen.
Die spanische Agrarministerin Rosa Aguilar sagte auf dem Agrarminister-Treffen in Ungarn, dass Madrid auf EU-Ebene Entschädigungen für alle europäischen Landwirte verlangen wolle, die wegen der EHEC-Seuche Verluste zu verzeichen hatten.
Zudem übte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero am 02.06.11 scharfe Kritik am Krisenmanagement der deutschen Behörden und der Europäischen Union und bekräftigte die Absicht der Regierung, eine Wiedergutmachung für den gesamten entstandenen Schaden zu verlangen. Der Regierungschef ließ dabei offen, ob die angekündigten Schadenersatzklagen bei der deutschen oder der europäischen Justiz erhoben werden.
Bezüglich der Warnungen Deutschlands vor dem Verzehr spanischer Gurken muss nun geklärt werden, ob diese aus Verbraucherschutzgründen gerechtfertigt waren.
Erstaunlich an der Medienberichterstattung zu den Gurken ist, dass in Spanien stets darauf hingewiesen wird, dass die fraglichen Gurken aus dem (teureren) Bioanbau stammen; bei den deutschen Medien wird dagegen nie auf diese für die Verbraucher so wichtige Information aufmerksam gemacht. Das „Edelgemüsse“ aus dem Ökoladen scheint als Statussymbol der neuen deutschen Wohlstandsbürger anscheinend nicht so gut als Gruselobjekt geeignet, wie die billige „Gurke“ aus der südspanischen Massenproduktion.